Gute Führung beginnt mit Wertschätzung

Wertschätzende Gespräche mit Mitarbeitenden fördern die Motivation

Jeder Mensch hat ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Wertschätzung. In einer immer rationaler funktionierenden, auf Fortschritt, Leistung und Gewinn bedachten Welt wird diesem Bedürfnis viel zu wenig Rechnung getragen. Das hat mitunter negative Folgen für Arbeitgeber. Nicht selten verlieren Firmen exzellente Mitarbeiter, weil die Wertschätzungskultur nicht stimmt. Investieren Sie als Führungskraft mehr Zeit für wertschätzende, offene Gespräche mit Mitarbeitenden und schaffen Sie so beste Voraussetzungen für zufriedene, motivierte und loyale Mitarbeitende.

Welche fatale Folgen mangelnde Wertschätzung für eine Firma haben kann, möchte ich anhand eines Beispiels aus meiner Coaching-Praxis zeigen…

Beispiel aus der Praxis

Im letzten Jahr begleitete ich einen leistungsbereiten und motivierten jungen Mann, der auf seiner ersten Stelle ein herausforderndes Projekt bearbeitete. Er war unsicher, ob er dieser Aufgabe ausreichend gewachsen war.

Im Coaching wurde ihm bewusst, dass er als Berufsanfänger ohne Erfahrung mit solchen Projekten überfordert ist. Es fehlten Ansprechpartner mit Erfahrungen, die Orientierung geben konnten, es gab intransparente, wechselnde Vorgaben der Vorgesetzten, er war konfrontiert mit ungeschriebenen „Gesetzen“ der Firma. Er suchte das Gespräch mit dem direkten Vorgesetzten, machte konkrete Verbesserungsvorschläge, die Resonanz blieb jedoch aus. Er bearbeitete das Projekt weiter mit viel Engagement und konnte es schließlich auch mit sehr hohem Kraftaufwand erfolgreich abschließen.

Ihm wurde im Verlauf des Coachings jedoch immer klarer, was er am meisten an seiner Arbeitsstelle vermisste: Wertschätzung. Der Vorgesetzte war menschlich durchaus angenehm und im Rahmen seiner Möglichkeiten auch unterstützend. Es gab jedoch keine authentische, wertschätzende Orientierung durch den Vorgesetzten, weder in Form von Lob/ Anerkennung noch als Kritik. Daher resultierte die ständige Verunsicherung, ob seine Arbeit, die ihn so viel Kraft kostete, auch gut genug war. Die Rückmeldung, dass die Qualität seiner Arbeit geschätzt wurde, wurde ihm erst am Projektende durch das Team zuteil. Er realisierte, dass in der Firma keine ausgeprägte Wertschätzungskultur herrschte. Daher entschied er sich nach Abschluss des Projekts, den Arbeitgeber zu wechseln.

Die Folgen mangelnder Wertschätzung für Arbeitgeber und Mitarbeiter

  • Der Arbeitgeber verliert einen über mehrere Jahre eingearbeiteten kompetenten Mitarbeiter. Erfahrung geht verloren und die Einarbeitung eines/r Nachfolgers/Nachfolgerin kostet zusätzliche Ressourcen. Passiert so etwas öfter, leidet der Ruf des Arbeitgebers, was die Suche nach qualifizierten Mitarbeitenden nicht leichter macht.
  • Dem Mitarbeiter, der sich für den Wechsel entschieden hat, wurde seine persönliche Weiterentwicklung erschwert. Wenn er wertschätzendes, angemessenes und individuelles Feedback erhalten hätte, könnte er seine Stärken und Schwächen besser einordnen und daran arbeiten. Gerade junge Mitarbeitende mit noch wenig Berufserfahrung profitieren in besonderem Maße von wertschätzenden Führungskräften.

Wertschätzung wirkt sich langfristig auf Motivation und Zufriedenheit aus

In kaum einer Fragestellung stimmen Erfahrungen und Forschungsresultate so weitgehend überein, wie bei den positiven Auswirkungen eines wertschätzenden Klimas in der Arbeitswelt und den verstärkenden Effekten, welche Lob und Anerkennung auf Leistung und Befindlichkeit der Mitarbeitenden haben. Wer in einem Klima der Wertschätzung arbeitet, ist zufriedener, motivierter, produktiver und identifiziert sich eher mit seinem Arbeitgeber. Fehlt die Wertschätzung hingegen, führt das auf Dauer zu einem enormen Stress.

Meine Tipps für Sie als Führungskraft

  • Suchen Sie regelmäßig das Gespräch mit Ihren Mitarbeitenden. Seien Sie aufgeschlossen und begegnen ihnen mit Offenheit.
  • Gehen Sie großzügig mit Lob und Dankbarkeit um, denn alle sehnen sich danach. Aber loben Sie keine Selbstverständlichkeiten, das entwertet nur die Leistung.
  • Danken und loben Sie in eigenen Worten und gehen auf den Gesprächspartner ein. Bleiben Sie authentisch.
  • Geben Sie angemessene und individuelle Rückmeldung. Dazu gehört neben Lob auch Kritik. Bringen Sie Verständnis für aus Ihrer Sicht suboptimale Leistung zum Ausdruck und zeigen Verbesserungsmöglichkeiten auf.
  • Äußern Sie ruhig auch ihr persönliches Bedürfnis nach Wertschätzung durch Vorgesetzte.

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