Mentale Gesundheit im Unternehmen mehr fördern

Die Arbeitswelt braucht motivierte und resiliente Mitarbeitende.

Unsere Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren durch gesellschaftliche Krisen und Unsicherheiten stark verändert: wir arbeiten flexibler, agiler und immer öfter unabhängig von Ort und Zeit. Das hat viele Vorteile, aber so richtig rund läuft es noch nicht .
Herausfordernd für die Mitarbeitenden sind die Menge und die Komplexität der Aufgaben, die Fülle der zu verarbeitenden Informationen, ständige Veränderungen, Ablenkungen und Unterbrechungen. Um den Wandel in der Arbeitswelt für alle gut zu gestalten, braucht es dringend motivierte und resiliente Mitarbeitende.
Unternehmen, die sensibel für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden sind, spüren in dieser Situation, dass sie mehr Wert auf die mentale Gesundheit ihrer Beschäftigten legen und verstärkt Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) implementieren sollten. Eine aktuelle Studie des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und weiteren Kooperationspartnern zeigt auf, welche Themen und Zielgruppen relevant sind.

Top-Themen für BGF/BGM

Themen der psychischen Gesundheit der Beschäftigten werden von Unternehmen zukünftig als enorm relevant angesehen. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Studie „#whatsnext – Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt“ vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse (TK) und dem Personalmagazin (Haufe Gruppe), an der sich bundesweit knapp 1.100 Unternehmen und Einrichtungen des öffentlichen Dienstes beteiligt haben.
Am meisten an Bedeutung gewinnen in den nächsten drei Jahren demnach die Themen

  • digitale Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF),
  • New Work,
  • Burn-Out/Überforderung/Depression,
  • Work-Life-Integration und
  • Psychische Gefährdungsbeurteilung

Finanzielle Ressourcen

Die Budgets für BGM/BGF sind entsprechend der Ergebnisse der Studie allerdings bisher überschaubar. Knapp die Hälfte der befragten Organisationen hat weniger als 10.00 Euro jährlich oder gar kein Budget zur Verfügung. Dabei zahlt sich eine Investition in Gesundheitsförderung aus. Laut iga.Report 40, der die Wirksamkeit und den Nutzen arbeitsweltbezogener Gesundheitsförderung und Prävention wissenschaftlich untersucht hat, kann ein aufgewendeter Euro zu einer Einsparung von 2,7 Euro führen.
Kooperationspartner wie Krankenkassen oder weitere Sozialversicherungsträger können BGM-Maßnahmen unterstützen. Hier lohnt es sich, Kontakte zu knüpfen.

Maßnahmen zielgruppenspezifisch und ganzheitlich anbieten

Führungskräfte, Teilzeitbeschäftige und hybrid arbeitende Beschäftigte werden für BGM-Maßnahmen als besonders bedeutend wahrgenommen. In den nächsten Jahren werden auch Auszubildende und junge Beschäftigte vermehrt als Zielgruppe in den Blick geraten.
Führungskräfte sind eine wichtige Schnittstelle zwischen BGF/BGM, dem Management und den Beschäftigten. Ihre Sensibilität für Gesundheitsthemen ist für die Gesundheitskultur des Unternehmens enorm wichtig. Themen wie „Gesund führen“ und „Achtsame Führung/Mindful Leadership“ sollten daher zum Standardrepertoire von Weiterbildungsangeboten gehören.

Ein zentrales Merkmal neuer Organisationsformen ist die individuelle Selbstverantwortung der Beschäftigten bezüglich Arbeitszeit, Arbeitsort, Arbeitsinhalte, Methoden und Arbeitsorganisation. Das bezieht auch auf den Aspekt Gesundheit mit ein. Präventionsarbeit und BGF können dies fördern, indem die individuelle Gesundheitskompetenz gestärkt wird. Hierzu zählen vor allem: – Zeitmanagement, – Stressbewältigung, – Resilienz, – Achtsamkeit, – verantwortungsvolle Selbstorganisation, – Medien- und Digitalkompetenz (auch digitales Kommunikationsverhalten), – Grenzziehung, – Regenerationsfähigkeit, – Priorisierung und Informationsfilterung, – Umgang mit Unterbrechungen und – Multitasking (iga.Fakten10)

Im Kontext neue Organisationsformen ist auch die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben neu zu thematisieren. Hybrid arbeitende Beschäftigte sind mit neuen Herausforderungen konfrontiert, für die Kompetenzen erworben werden müssen. Dazu zählt auch das Thema Pausenkultur.

Nicht neu, aber nach wie vor aktuell: An Relevanz gewinnen künftig Angebote zur Berücksichtigung der Bedürfnisse älterer Beschäftigter. Rund 20 Millionen Baby-Boomer scheiden in den nächsten Jahren aus dem Berufsleben und damit auch bedeutendes Wissen innerhalb der Organisationen. Angebote zur Erhaltung der Gesundheit der älteren Beschäftigten sind angesichts des Fachkräftemangels sinnvoll, ebenso wie die Beschäftigung damit, wie das Wissen an jüngere Personen weitergegeben werden kann.

Niederschwellige und alltagstaugliche Maßnahmen sind erfolgsversprechend

Trainings, Seminare zu BGM/BGF -Themen sollen praxisnah, übersichtlich und ohne komplizierte Theorie-Einleitungen angeboten werden. Was kann jetzt und hier im Alltag aktiv geändert werden? Es geht um kleine, alltagstaugliche Veränderungsschritte, die sofort angewandt werden können.
Kurze, dafür häufigere Online- Einheiten sind praktikable und nachhaltige Alternativen, gerade wenn hybrid gearbeitet wird.

Für Mitarbeitende und Führungskräfte können individuelle Beratungsgespräche oder Coachings eine niederschwellige und nachhaltige Maßnahme sein. Coaching hat nachweisbare Effekte auf das Wohlbefinden, die Selbstreflexion und die Zielerreichung der Teilnehmenden. Es gibt Hinweise, dass sie aufgrund der bereits hohen Alltagsbelastung gut von Mitarbeitenden und vor allem Führungskräften angenommen werden. (iga.report 44)

Fazit

Klug geplante BGM-Maßnahmen für die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden lohnen sich gerade in unsicheren, schnelllebigen Zeiten. Sie sind gut für das allgemeine Unternehmensklima, fördern ein positives Image in der öffentlichen Wahrnehmung und sind ein entscheidender Faktor im Employer Branding. Die dafür aufgewendeten Finanzmittel haben einen hohen return of invest.

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