Gesund arbeiten im Homeoffice

Seit Beginn der Corona-Pandemie verändert digitale Arbeit die Zusammenarbeit in den Unternehmen gravierend. Die neue räumliche Distanz begünstigt die Entstehung von Unsicherheiten sowohl bei Führungskräften als auch bei Mitarbeitern. Freie und flexible Arbeitsplatzwahl sind Segen und Fluch zugleich.

In einer von der Technischen Universität (TU) Chemnitz in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse (TK) durchgeführten Studie wurden mögliche Ressourcen und Stressoren in den fünf für die Gesundheit bedeutenden Gestaltungsbereichen (Arbeitsort, Arbeitszeit, Life Domain Balance, Arbeitskultur und Arbeitsaufgaben) identifiziert.
Zu den wichtigsten Ressourcen für gelingendes Arbeiten im Homeoffice zählen

· ausreichend Platz und Ruhe,
· eine gut funktionierende Hard- und Software,
· eine hohe Zeitsouveränität,
· die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf,
· eine vertrauensvolle Arbeitskultur,
· die wahrgenommene soziale und emotionale Unterstützung durch Kollegen,
· Führungskräfte, die durch Zielvereinbarungen unter Berücksichtigung individueller Bedürfnisse führen,
· Arbeitsaufgaben, die Handlungs- und Entscheidungsspielraum lassen,
· Stressbewältigungskompetenzen im Sinne des Selbstmanagements.

Digitales Arbeiten wird auch nach der Pandemie bleiben. Die hier beschriebenen Stressfaktoren gehören bei vielen deutschen Arbeitnehmern jetzt und künftig zum Berufsalltag und können ohne Gegensteuerung einen langfristig negativen Einfluss auf deren Gesundheit ausüben. In dieser Atmosphäre werden gesundheitsbewusste Führungskräfte und Mitarbeiter neue Strategien entwickeln, aber auch entwickeln müssen.

Im ersten Schritt bedeutet dies, dass Führungskräfte selbst ihre psychischen Widerstandskräfte stärken und die eigene Resilienz entwickeln. Sie sollen ja schließlich auch gesunde Rahmenbedingungen für Mitarbeiter schaffen und sie ermutigen, anregen und unterstützen, stark zu werden und zu bleiben.
Die Verantwortung für die eigene Gesundheit lässt sich nicht delegieren. Wer als Führungskraft seine eigene Gesundheit vernachlässigt, wird sich in der Folge schwer tun, die Mitarbeiter gesund zu führen. Wenn Mitarbeitende im Homeoffice sind, wird es für die Führungskraft deutlich schwerer, zu erkennen, ob es ihnen noch gut geht. Eine selbstfürsorgliche, kommunikative Führungskraft erleichtert es den Mitarbeitern selbstfürsorglich zu sein und ehrlich zu äußern, wenn die Stressoren digitaler Arbeit überhand nehmen.

Selbstfürsorge wird so zur Schlüsselqualifikation der Zukunft. Männer müssen lernen, sich von der Illusion unbegrenzter Belastbarkeit zu verabschieden. Frauen müssen lernen, öfter und bestimmter „Nein“ zu sagen auf Anforderungen ihrer Umgebung. Beide Geschlechter müssen sich mehr um ihr Wohlbefinden in den Bereichen Body, Mind, Spirit kümmern und sich selbst und ihre Bedürfnisse ernst nehmen (Tierney, 2021).

Selbstführung ist somit eine Voraussetzung für erfolgreiche Führungsarbeit, sie fördert die Selbstreflexion und Selbstorganisation. Für Führungskräfte und Mitarbeitende ist sie geradezu notwendig, um zeitlich und räumlich unabhängig arbeiten zu können. Für viele Führungskräfte ungewohnt ist, dass sich dabei der Blick zunächst nach innen richtet:
Was ist mir wichtig?
Womit tanke ich auf?
Was sind meine Stärken?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert